"Prachtbienen" des Nordens

Hummeln sind die „Prachtbienen des Nordens". Ihre Heimat erstreckt sich von Lappland bis nahe an die subtropische Zone. In den Tropen und auf der Südhalbkugel kommen sie nicht vor. Höchstens dort, wo man sie, wie in Australien, eingeführt und eingebürgert hat, um Rotklee anbauen zu können. In ihren jeweiligen Umwelten zeigen die Hummeln sehr anschaulich die Möglichkeiten auf, die von einsam lebenden zu gesellig lebenden Insekten führen können. Im hohen Norden mit seinen kurzen Sommern erzeugen die Weibchen keine Hilfstöchter. Dort ziehen sie nur Geschlechtstiere auf, ganz so wie die einsam lebenden Bienenarten. In ihren südlichsten Verbreitungsgebieten, wo der Nektar das ganze Jahr über fließt, werden die Hummelvölker zu ausdauernden Gemeinschaften, ähnlich wie unsere Honigbienen. Dort lösen die Töchter alljährlich die Mütter in den Nestern ab.

Die kleinen Hummelfamilien sind den großen Bienenvölkern in einigem überlegen. Vor allem durch ihre Rüssellänge. Die der Honigbienen erreichen knapp sieben Millimeter gegenüber neun bei den Erdhummeln und bis zu zweiundzwanzig bei den Gartenhummeln. Damit läßt sich schon allerhand aus Blüten herausholen. Auch scheinen die Hummeln fleißiger zu sein als Bienen, wenigstens was die Arbeitszeit betrifft; denn sie sammeln auch an sehr kühlen Tagen und oft schon, ehe die Morgendämmerung begonnen hat. Sie nützen auch den späten Abend, wenn längst die Bienen heimgekehrt sind. Aus nordischen Ländern erfahren wir, daß dort die Hummeln sogar im Scheine der Mitternachtssonne noch emsig Blumen besuchen.

Das Bestimmen der einzelnen Hummelarten hat seine Schwierigkeiten. Allzusehr darf man sich dabei auf ihre Farben nicht verlassen, denn sie weichen häufig sehr voneinander ab. Das hat manch wackeren Hummelforscher zur Verzweiflung getrieben, so weit, daß Namen auftauchen wie: Veränderliche Hummel oder Irreführende Hummel. Heutzutage verläßt man sich deshalb mehr auf ihre Schädelformen als auf die Farbtönungen. Die eigensinnigen Tierchen kümmern sich übrigens keinen Deut um ihre Namen: Die Gartenhummel fühlt sich in der Wiese so wohl, wie die Wiesenhummel im Feld und die Feldhummel im Garten, die Erdhummel unter Holzbalken oder die Steinhummel in der Erde, zwei Arten, die bei uns am häufigsten sind. Die schwarze Steinhummel hat ein rotes Hinterleibsende, und die Allerweltshummel, eben unsere Erdhummel, zeigt einen rötlichgelben Rücken und einen gelbgestreiften und am Ende weißen Hinterleib. So wenigstens sind sie meist gefärbt, aber wie gesagt, der Schein kann trügen!

Eines muß zu Ehren der Hummeln besonders betont werden: Sie sind nicht nur die hübschesten von allen gemeinschaftlich lebenden Insekten, sondern auch die gemütlichsten. Das wird an ihrer Lebensweise deutlich und auch an ihrem Verhalten zu uns. So angriffslustig wie Wespen und Bienen verhalten sich Hummeln nie, sie stechen nur im allerhöchsten Notfall. Und so zudringlich wie jene sind sie auch nicht. Die lästigen Wespen umschwirren uns schon beim Frühstück und naschen frech und ungeniert an unseren Kuchen und anderen Süßigkeiten. Doch einer Hummel wird es niemals einfallen, sich in unsere Angelegenheiten zu mischen.

 


Umschlaggestaltung: Karlheinz Dobsky
Fotos: Garstrick-Bavaria, Dr. Croy, Berlin, Ullstein-Bilderdienst

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